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Presseinformation: Gliese 12b: 40 Lichtjahre entfernt in Richtung Sternbild Fische

Nr. 79 - 23.05.2024

Internationales Forschungsteam mit Göttinger Beteiligung entdeckt neuen erdähnlichen Exoplaneten

 

(pug) Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen hat einen neuen erdähnlichen Exoplaneten namens Gliese 12b entdeckt. Dieser wurde zunächst durch das TESS-Weltraumteleskop der NASA identifiziert und anschließend mit Teleskopen auf der Erde detailliert untersucht. Gliese 12b umkreist sein Zentralgestirn alle 12,8 Tage in einem Abstand von nur sieben Prozent des Abstandes der Erde zur Sonne. Trotz dieser Nähe ist die auf den Planeten einfallende Strahlung nur wenig höher als auf der Erde, was hauptsächlich auf die geringere Oberflächentemperatur seines Sterns zurückzuführen ist, der mit rund 3000°C nur halb so heiß wie unsere Sonne ist und mit einem Viertel ihrer Größe zu den kleineren Sternen im Universum zählt. Gliese 12b ist vermutlich kalt genug, dass möglicherweise vorkommendes Wasser nicht verdampft, sondern flüssig oder in Form von Eis vorliegt. Flüssiges Wasser gilt als wesentliche Voraussetzung für die Entstehung von Leben, wie wir es kennen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift The Astrophysical Journal Letters erschienen.

 

Obwohl bereits mehr als 5500 extrasolare Planeten bekannt sind, zählt Gliese 12b zu einer seltenen Klasse, von denen es nur eine Handvoll gibt. Das Besondere ist, dass dieser Planet von der Erde aus betrachtet alle 12,8 Tage vor seinem Zentralgestirn entlangzieht und ihn verdeckt – in diesem Fall schwächt es das Licht des Sterns um 0,1 Prozent ab. „Diese Geometrie ist nur bei einem sehr geringen Anteil der bekannten Planeten gegeben“, erklärt Ko-Autor Dr. Evangelos Nagel vom Institut für Astrophysik und Geophysik der Universität Göttingen. „Aufgrund dieses kosmischen Glücksfalls konnten wir ableiten, dass Gliese 12b einen Radius von 96 Prozent der Erde aufweist.“

 

Angesichts der Tatsache, dass Gliese 12b mit rund 40 Lichtjahren in Richtung des Sternbilds Fische in unserer kosmischen Nachbarschaft liegt, werden in naher Zukunft das James Webb Space Telescope von NASA, ESA und CSA und die kommende Generation von Großteleskopen verwendet, um seine Atmosphäre zu erforschen und unser Verständnis für die Bedingungen der Bewohnbarkeit zu verbessern. „Wir wissen nicht, ob die Erde mit ihrer Vielfalt an Leben einzigartig ist oder ob lebensfreundliche Planeten im Universum eher weit verbreitet sind“, erläutert Nagel. „Um diese grundlegenden Fragen zu beantworten, müssen wir nach Hinweisen auf anderen Planeten suchen, die der Erde ähnlich sind.“

 

Dank Daten vom Carmenes-Instrument am Calar Alto-Observatorium in Südspanien konnten die Forschenden zudem wichtige Erkenntnisse über die Masse von Gliese 12b gewinnen. „Neben dem Radius ist vor allem die Masse von zentraler Bedeutung. Diese konnten wir unter anderem mithilfe von Carmenes auf weniger als 3,9 Erdmassen eingeschränken“, erklärt Ko-Autor Prof. Dr. Ansgar Reiners, ebenfalls vom Institut für Astrophysik und Geophysik und wissenschaftlicher Leiter von Carmenes. „Weitere Messungen werden es uns bald ermöglichen, die genaue Masse zu bestimmen und somit etwas über die Zusammensetzung des Planeten zu erfahren.“

 

Originalveröffentlichung: Masayuki Kuzuhara et al. Gliese 12b: A Temperate Earth-sized Planet at 12 pc Ideal for Atmospheric Transmission Spectroscopy. The Astrophysical Journal Letters 2024. https://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8213/ad3642.

 

Kontakt:

Dr. Evangelos Nagel

Georg-August-Universität Göttingen

Institut für Astrophysik und Geophysik

Friedrich-Hund-Platz 1, 37077 Göttingen

Telefon: (0551) 39-25055

E-Mail: evangelos.nagel@uni-goettingen.de