Unsere ÜbersetzerInnen
Lea Hübner
Kurzbiographie
Lea Hübner machte sich nach ihrem Studium (Lateinamerikanistik, Spanisch und Philosophie) vor zwanzig Jahren als freie Übersetzerin für Portugiesisch und Spanisch selbständig. Sie arbeitet mit verschiedensten Arten von Texten – Erzählung, Essay, Kinderbuch, Gedicht und weitere Dokumente; ihr Schwerpunkt ist Comic/Graphic Novel. Außerdem dolmetscht sie bei Polizei und Standesamt, initiiert Veranstaltungen mit (nicht nur Comic-)Autor*innen, wie Podiumsdiskussionen, die sie auch moderiert und dolmetscht, und gibt Workshops und Vorträge. Seit einigen Jahren arbeitet Hübner zusätzlich einmal wöchentlich in einem Comicladen und lehrt Übersetzung, u.a. an der Freien Universität Berlin. 2022/23 war sie FLÜ-Mentorin.www.huebner-uebersetzungen.de
www.instagram.com/leahuebnerberlin
Unsere Fragen an Lea Hübner
- Was bedeutet für Sie „Übersetzen“?
Neben der rein textlichen Ebene bedeutet es interkulturellen Transfer gelingen lassen. Es bedeutet genau hinzuhören, Verantwortung und Begegnung. - Welche Texte haben Ihnen besondere Freude bei der Übersetzung verschafft?
Bei dem portugiesischen Kindersachbuch „Das Meer“ musste für das Publikum der Zielkultur einiges abgewandelt werden, da hatte ich viel Spielraum und konnte Inhalte mitgestalten. Besonders gut und mir als Lateinamerikanistin ein großes Anliegen war beim Thema Überseeexpeditionen den veralteten Fokus des Originals auf heldische „Entdeckeckungen“ brechen und um die Perspektive derer, die die Kehrseite davon erleben mussten, ergänzen zu können. Der deutschsprachige Verlag das unterstützt. Mir wurde klar, dass meine Expertise auch Verantwortung bedeutet und nicht nur „einfach alles runterübersetzen“. Dass ich etwas bewirken kann. - Was geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg, die den Beruf des Übersetzers einschlagen wollen?
Absolut essentiell dafür: eigenes Weltwissen erwerben, Fragen stellen, in Varianten denken, Unterschiede spüren, Argumente für Entscheidungen kennen. Analoge Kompetenz! - Ein Zitat, dass Ihre Einstellung zum Berufsbild am besten zum Ausdruck bringt:
„Es gibt [...] kein „neutrales“ Vokabular, wenngleich es selbstverständlich Wörter gibt, bei deren Übersetzung man kaum Spielraum hat. Ein Baum bleibt ein Baum, und ein Tisch ist ein Tisch. Aber ist Brot auch Brot?“
(S. 51f. Esther Kinsky: FREMDSPRECHEN - Gedanken zum Übersetzten. Mathes und Seitz Berlin 2013)
Andreas Jandl
Kurzbiographie
Andreas Jandl übersetzt seit 2001 aus dem Französischen und Englischen, vor allem Belletristik und Dramatik. Zu seinen Übersetzungen zählen Texte von David Diop, Élisa Shua Dusapin, Nicolas Dickner, Dara McAnulty und Jennifer Tremblay. Gemeinsam mit Frank Sievers übersetzte er mehrere Werke des englischen Nature Writing. Für seine Arbeit wurde er 2017 mit dem Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis (zusammen mit Frank Sievers) und 2021 mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.https://verzeichnis.literaturuebersetzer.de/personen/jandl-andreas/
Unsere Fragen an Andreas Jandl
- Was bedeutet für Sie „Übersetzen“?
...die Gelegenheit, immer wieder für die Dauer einiger Seiten ins Denken und Fühlen anderer Menschen einzusteigen - Welche Texte haben Ihnen besondere Freude bei der Übersetzung verschafft?
Besonders lustig finde ich die absurd-grotesken Geschichten von Etienne Verhasselt, aber auch die Übersetzung düsterer Szenen aus den Romanen von Gaétan Soucy, einiger Naturkunden-Passagen - gemeinsam mit Frank Sievers - oder auch die Arbeit an den Romanen von Elisa Shua Dusapin war eine besondere Freude. - Was geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg, die den Beruf des Übersetzers einschlagen wollen?
Lassen Sie sich nicht schnell entmutigen. Zum Übersetzen braucht es Handwerkszeug, einen wachen Geist aber auch viel Geduld, Hartnäckigkeit und Beständigkeit. - Ein Zitat, dass Ihre Einstellung zum Berufsbild am besten zum Ausdruck bringt:
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."
(Karl Valentin)
Tiina Savolainen
Kurzbiographie
Tiina Savolainen arbeitet seit 2000 als Lektorin für Finnisch an der Universität Göttingen. Darüber hinaus unterrichtet sie seit WiSe 2024/25 Deutsch als Fremdsprache.Aufgewachsen ist Savolainen in der südwestfinnischen Stadt Turku, wo sie Germanistik und Fennistik im Hauptfach sowie allgemeine Sprachwissenschaft im Nebenfach studierte. Nach dem Mag. phil.-Abschluss 1996/97 begann sie ein Promotionsstudium und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Germanistik an der Universität Turku. Das akademische Jahr 1998/99 verbrachte sie als DAAD-Stipendiatin an der Universität Göttingen.
In ihrer Freizeit fährt Savolainen gern Fahrrad, liest, strickt Socken und hört dabei Hörbücher, geht einmal die Woche ins Kino (immer OmU), reist mit dem Zug und wenn sie im Winter in Finnland ist, geht sie täglich in die Sauna sowie Eislochschwimmen.
Unsere Fragen an Tiina Savolainen
- Seit wann gehören translatorische Fragestellungen zu Ihrem Fachgebiet?
Bereits in meiner Magisterarbeit beschäftigte ich mich mit einem kontrastiven finnisch-deutschen Thema: anhand eines literarischen Übersetzungstextkorpus habe ich gezeigt, wie sich die Frequentativen Verben des Finnischen ins Deutsche übersetzen lassen. Meine Dissertation, die ich wegen dem Wechsel in die Lehre im Jahr 2000 nie abgeschlossen habe, war eine kontrastive Studie zur Aspektualität. - Welche Vorteile bietet das FLÜ-Finnisch-Angebot für die Studierenden?
FLÜ-Finnisch bietet eine Möglichkeit, die finnischen Sprachkenntnisse zu verbessern und die eigene Übersetzungskompetenz gezielt und praxisnah weiterzuentwickeln. Darüber hinaus lernen die Studierenden einen kritischen Umgang mit den gängigen Übersetzungstools, die Sprachen zu kontrastieren und die einsprachigen digitalen und nicht-digitalen Wörterbücher zu bedienen. - Lässt sich KI bei der Übersetzung vom Finnischen ins Deutsche von „Falschen Freunden“ täuschen?
KI übersetzt relativ gut aus dem Finnischen, ein großes Problem ist allerdings das fehlende Genus im Finnischen. Wir unterscheiden nicht zwischen männlich und weiblich, auch bei Personalpronomina nicht. Hier kann die KI „er“ oder „sie“ im Deutschen dann nicht immer richtig zuordnen.
Dr. Birgit Ulmer
Kurzbiographie
Dr. Birgit Ulmer wurde 1975 in Bietigheim-Bissingen geboren und hat Germanistik und Italianistik an den Universitäten Stuttgart und Florenz studiert. Anschließend war sie wissenschaftliche Angestellte in der Stuttgarter Italianistik und hat im Zuge dieser Tätigkeit über die Landschaftsdarstellung in der italienischen Literatur promoviert.Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie schon seit vielen Jahren im Nordwesten Deutschlands und arbeitet dort freiberuflich als Lektorin und Übersetzerin aus dem Italienischen.
www.wort-satz-stil.de
Unsere Fragen an Dr. Birgit Ulmer
- Was bedeutet für Sie „Übersetzen“?
Übersetzen bedeutet für mich das Eintauchen in einen Text und dadurch in eine andere Sprachwelt sowie das Transportieren von Inhalt, Information, aber auch Klang, Rhythmus und Stimmung. - Welche Texte haben Ihnen besondere Freude bei der Übersetzung verschafft?
Besonderen Spaß bringen Texte mit sich, die schon im Original kreativ und sehr bewusst mit der Sprache umgehen. - Was geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg, die den Beruf des Übersetzers einschlagen wollen?
Wer das Übersetzen zum Beruf machen will, muss sicherlich eine große Portion Idealismus und Durchhaltevermögen mitbringen - das A und O ist dann die Vernetzung! - Ein Zitat, dass Ihre Einstellung zum Berufsbild am besten zum Ausdruck bringt:
„The art of translation lies less in knowing the other language than in knowing your own."
(Ned Rorem, The Later Diaries of Ned Rorem)