Publikationen
Publikationen
In diesem Bereich finden Sie eine Übersicht über die aktuellsten Publikationen aus der Abteilung mediävistische Germanistik. Diese werden ständig aktualisiert und nach den aktuellsten Erscheinungen geordnet.
Neuerscheinungen
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Die Anfänge germanischsprachiger Literaturen von Paul Langeslag (Herausgeber/in), Heike Sahm (Herausgeberin), Roland Scheel (Herausgeber), Michael Schwarzbach-Dobson (Herausgeber) Wbg Academic 2025 (Herder).
Die Literaturen der germanischen Sprachen entwickeln sich in einem jahrhundertelangen Prozess der Auseinandersetzung mit der lateinischen Sprache und Kultur: Runen orientieren sich am lateinischen Alphabet, römische Münzbilder werden adaptiert, erste schriftlich überlieferte Texte in den germanischen Sprachen bemühen sich um ein besseres Verständnis christlich-lateinischer Texte. Das vorliegende Studienbuch zeichnet diese Entwicklung für die germanischen Sprachen (die Vorläufer des heutigen Deutsch, Englisch, Niederländisch, Dänisch, Isländisch, Norwegisch und Schwedisch) vergleichend nach. Damit ist gegenüber der älteren Forschung, die aus komparatistischen Studien vor allem eine ‚germanische Kultur‘ zu ermitteln versuchte, ein dezidiert anderer Fokus gesetzt: Wie bilden sich zeitversetzt und je spezifisch vernakulare Literaturtraditionen aus? Der Band bietet eine kritische Einführung in das mit dem frühen Mittelalter traditionell verknüpfte Narrativ von ‚den Germanen‘, indem einerseits dessen Grundlagen in der römischen Geschichtsschreibung, andererseits dessen Rezeptionsgeschichte in der Neuzeit diskutiert werden. Ferner werden die einzelnen Medien (Mündlichkeit, Bilder, Runen, Schriftlichkeit) in eigenen Kapiteln vorgestellt. Auf die vergleichende Einführung in die Sprachen folgt eine Übersicht über die jeweiligen literarischen Anfänge. Schließlich werden in drei Schnittpunktkapiteln grundlegende kulturelle Aspekte wie Kommunikation, Zeitvorstellungen und Recht anhand von Beispieltexten aus der Überlieferung aller germanischen Sprachen vorgestellt.
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Mittelniederdeutsch zwischen Korpuslinguistik und Literaturwissenschaft herausgegeben von Marco Coniglio; Anabel Recker; Heike Sahm Göttingen: Universitätsverlag 2024.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft zum Mittelniederdeutschen hat eine lange Tradition, wie u. a. die Jahrbücher des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung erkennen lassen. Allerdings handelt es sich auch um eine teils strukturell bedingt asymmetrische Partnerschaft. Die sprachwissenschaftliche Forschung zum Mittelniederdeutschen ist in der deutschen Forschungslandschaft erheblich stärker etabliert als eine mittelniederdeutsche Literaturwissenschaft. Diese Asymmetrie spiegelt sich rein quantitativ auch in den Beiträgen des vorliegenden Bandes, der zum überwiegenden Teil auf einen 2019 veranstalteten Workshop des Göttinger Pro*Niedersachsen-Projektes ‚Wiedererzählen im Norden. Digitale Analyse weltlicher Erzählungen in niederdeutschen Inkunabeln‘ (im Folgenden: WiN-Projekt; Dauer: 2019–2022) zurückgeht. Zentrale Fragestellung des Projektes war, wie kürzere gedruckte Erzähltexte des Frühneuhochdeutschen im Zeitraum zwischen 1480 und 1510 ins Mittelniederdeutsche übertragen wurden und wie sich umgekehrt Übersetzungsprozesse derselben Textsorte aus dem Mittelniederdeutschen ins Frühneuhochdeutsche charakterisieren lassen
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Henrike Manuwald:
Das Andachtsbüchlein aus der Sammlung Bouhier (Montpellier, Bibliothèque Universitaire Historique de Médecine, H 396). Studie und kommentierte Edition. Wiesbaden 2022 (Imagines Medii Aevi 55).
Die hier erstmals eingehend erschlossene kleinformatige Handschrift, wohl im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts im ostmitteldeutschen Raum entstanden, ist im Aufbau ohne bekannte Parallele: Durchgehend mit kolorierten Federzeichnungen ausgestattet setzt sich die Handschrift aus einer Folge von Bildern mit deutschsprachigen Teilparaphrasen zu Evangelienperikopen, einem Festkalender mit Bildkürzeln und einem Passionsbilderzyklus zusammen. Mit ihrer Bezugnahme auf die dominikanische Liturgie ebenso wie auf Elemente des Brauchtums und mit ihrer durch Nachträge im Kalenderteil belegten Nutzungsgeschichte bis ins frühe 16. Jahrhundert wird sie in der vorliegenden Publikation als aufschlussreiches Dokument für die Frömmigkeitsgeschichte des Spätmittelalters interpretiert.
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Daniel Eder/Henrike Manuwald/Christian Schmidt (Hgg):
Vita perfecta? Zum Umgang mit divergierenden Ansprüchen an religiöse Lebensformen in der Vormoderne. Tübingen: Mohr Siebeck 2021 (Otium 24).
Mittelalterliche und frühneuzeitliche Entwürfe einer vita religiosa sind auf den Fluchtpunkt christlicher Vollkommenheit ausgerichtet, doch bringt das gemeinsame Ziel der perfectio keineswegs einheitliche, sondern hochgradig divergierende Ansprüche an ein religiöses Leben mit sich. Insbesondere dort, wo das Streben nach perfectio die Erfüllung voneinander abweichender oder widersprüchlicher Erwartungen verlangt, treten religiöse Normenkonkurrenzen und -konflikte ebenso zu Tage wie Strategien zu ihrer Bewältigung. Orientiert an Unterscheidungen wie der von vita activa und vita contemplativa deckt der Band spannungsvolle Konstellationen divergierender Ansprüche an ein religiöses Leben in der Vormoderne auf. Neben Beiträgen aus Geschichtswissenschaft und Theologie setzt er einen literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt und berücksichtigt ein breites Spektrum diskursiver und erzählender Textsorten.
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Ronny F. Schulz / Silke Winst (Hg.):
Riesen. Entwürfe und Deutungen des Außer/Menschlichen in mittelalterlicher Literatur. Wien: Fassbaender, 2020 (Studia Mediaevalia Septentrionalia 28).
Eine Riesenfamilie, die ihren getöteten Verwandten rächt, monströse Trollfrauen und ein riesenhafter Wiedergänger, der ein Dorf terrorisiert – sie alle zeigen, dass es in mittelalterlicher Literatur nicht nur um Menschen geht, sondern auch um ganz andere Entwürfe von Existenz, die zwischen dem Menschlichen und dem Außermenschlichen stehen und die schließlich diese Grenzen verschwimmen lassen. Die Beiträge des Bandes greifen diese spannenden Momente heraus, in denen das Außer/Menschliche verhandelt wird, und betrachten Sagas, Heldenepen, Artusromane und keltische Erzählungen aus neuen Perspektiven.
Ackermann, Christiane u. Hartmut Bleumer (Hrsg.):
Dramatische Dispositive. Zum Ort des Spiels in der Vormoderne. Heidelberg 2020 (Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik [LiLi] 50, 3).
Wie lassen sich die historischen Vorformen des Dramas und des Theaters als literatur- und kulturhistorische Gegenstände fassen, wenn schon deren Bezeichnung ein modernes Dispositiv aufruft und insofern die Sicht auf die vormodernen Phänomene präformiert? Auf den daraus hervorgegangenen Vorschlag, dieses Problem über eine Historisierung des Dispositivkonzeptes aufzulösen, haben sich die Beiträgerinnen und Beiträger des vorliegenden Heftes eingelassen. Denn beobachten lässt sich, dass die medien- und diskurstheoretische Karriere des Dispositiv-Begriffs gerade dort kaum Resonanzgefunden hat, wo sie eigentlich hätte beginnen können: im Feld der verschiedenen rituellen, spielerischen oder auch theatralen Formen, in denen Liturgie, Geistliches Spiel, Fastnachtsspiel und frühes Drama Schritt für Schritt eine Art performatives Kontinuum auszuformen scheinen, ohne dabei einem einheitlichen Typus verpflichtet zu sein. Die sieben Beiträge dieses Themenheftes erproben aus unterschiedlichen methodischen Blickwinkeln, welche Lösungspotentiale die Dispositivmetapher für problematische Gattungsgeschichte von Spiel und Drama vor der Zeit Theaters eröffnet.
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